Abwärme als Königsdisziplin

4. Februar 2024

 

Neue Anlage ist in Betrieb gegangen: Burda-Druckerei kann jetzt bis zu 1200 Haushalte heizen

 

Abwärme, die bisher nutzlos verpuffte, heizt nun Häuser. Das ist die Grundidee einer Anlage, die jetzt im Burda-Druckzentrum am Güterbahnhof in Betrieb gegangen ist. Für Oberbürgermeister Marco Steffens ist die Nutzung der Abwärme die "Königsdisziplin der Fernwärmeversorgung". Der OB, der auch Aufsichtsratschef der Offenburger Wärmeversorgung ist, mahnte stabile Rahmenbedingungen an. "Wichtig ist, dass der Bundegesetzgeber ein verlässlicher Partner bleibt!", sagte er bei der Inbetriebnahme am vergangenen Dienstag. Die Stadt Offenburg werde in den kommenden Jahren 150 Millionen Euro für das Klima und die Energiesicherheit investieren.

 

Die neue Energiequelle für das Offenburger Fernwärmenetz kommt zur richtigen Zeit. "Die Nachfrage ist aktuell groß und wächst weiter, insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Gebäudeenergiegesetzes, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist", sagte Martin Wenz, Geschäftsführer der Offenburger Wärmeversorgung. "Die Abwärmenutzung in Zusammenarbeit mit Burda-Druck macht für uns den weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes im Offenburger Nordosten zum jetzigen Zeitpunkt möglich. Das ist grandios für Offenburgerinnen und Offenburger." Bis zu 1.200 Haushalte können allein mit der Wärme aus der Druckerei geheizt und mit Warmwasser versorgt werden. Mit weiteren Betrieben steht das Unternehmen in Verhandlungen, um die Energiequelle "Abwärme" weiter auszubauen.Heiko Engelhardt, Geschäftsführer der Burda-Druck GmbH, erläuterte die Wirkungsweise: "Die Abwärme aus unseren Prozessen, die zuvor ungenutzt in die Atmosphäre ausgeleitet wurde, speisen wir nun in Form von Warmwasser in das Offenburger Fernwärmenetz ein."

 

Die Vorgeschichte liest sich wie aus dem Lehrbuch für Pioniergeist und echtes Unternehmertum. Denn die Idee zu dem Projekt ist auf eine Zugverspätung zurückzuführen. Denn dadurch kamen Fernwärme-Chef Wenz und Druck-Chef Engelhardt im Offenburger Bahnhof ins Gespräch über die sinnvolle Nutzung von Abwärme. Auch nach dem Zufalls-Brainstorming zwischen Gleis 3 und Gleis 4 blieben sie in Kontakt – bis zur Umsetzung. Die hielt einige Herausforderungen bereit. Die Installation der Rohre erfolgte bei laufendem Druckbetrieb. Für die Einrichtung der 40 Tonnen schweren Wärmepumpe in der zweiten Etage musste sogar das Dach der Druckerei entfernt werden. Es handelt sich übrigens nicht um die erste Burda-Kooperation mit der städtischen Gesellschaft. In der Hauptstraße ist das Verlagshaus seit einigen Jahren Bezieher von städtischer Fernwärme. Oberbürgermeister Steffens hob deshalb auch besonders die Verbundenheit zwischen der Stadt und dem Unternehmen hervor.

 

BU: Die Wärmepumpe ist das Herzstück der Anlage. Von links: Burda-Druck-Vorstand Heiko Engelhardt, Projektleiter Christian Linz, Oberbürgermeister Marco Steffens, Geschäftsführer Wärmeversorgung Offenburg, Martin Wenz und Druckerei-Chef Wolfgang Kienzle.  Foto: Christoph Lötsch