KLIMAFASTEN (III): Für den 17-jährigen Jakob Roloff fängt der Klimaschutz bei der Ernährung an / Er lebt vegan

23. März 2019

 

Jakob Roloff ist 17 Jahre alt und leistet seinen Bundesfreiwilligendienst bei der Arbeiterwohlfahrt. Er ist davon überzeugt, dass die Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten ändern müssen, damit der Klimawandel aufgehalten werden kann. Die städtische Klimaschutzmanagerin Bernadette Kurte sprach mit ihm über Tierhaltung und seine Entscheidung, vegan zu leben. Der Beitrag ist Teil der Offenblatt- Reihe zum Klimafasten, in der Bernadette Kurte gemeinsam mit dem BUND-Umweltzentrum Ortenau, der Evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau und dem katholischen Bildungszentrum Offenburg bis Ostern Jugendliche vorstellt, die sich für den Klimaschutz einsetzen.

 


Jakob, in was für einer Welt möchtest du in der Mitte deines Lebens gerne leben?

Jakob Roloff: Ich wünsche mir, in einer Welt ohne Tierhaltung zu leben. Egal, ob in der konventionellen oder in der Bio-Landwirtschaft: Es gibt keine „artgerechte“ Tierhaltung, erst recht keine, die dazu noch klimagerecht sein kann. Die Tiere leben immer in Gefangenschaft und es kann nicht richtig sein, wenn ein Tier, das 20 Jahre alt werden kann, nur drei oder fünf Jahre alt wird, weil es dann geschlachtet wird oder frühzeitig stirbt, nachdem der Körper durch jahrelange Milchproduktion und jährliche Schwangerschaften völlig ausgezehrt ist. Außerdem ist der ökologische Fußabdruck von Tierprodukten unverantwortlich angesichts des Klimawandels, den wir gerade erleben.

 

Wie groß ist denn der ökologische Fußabdruck der Tierhaltung?

Jakob Roloff: Dazu gibt es unterschiedliche Studien. Die FAO, also die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten

Nationen, hat 2006 eine Studie veröffentlicht, nach der 18 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf die Tierhaltung zurückgehen. Das Worldwatch Institute hat allerdings 2009 ein Papier veröffentlicht, das der FAO-Studie vorwirft, einige wichtige Aspekte bei den Berechnungen ausgelassen zu haben. Alles in allem kommt das Worldwatch Institute auf einen Anteil von 51 Prozent, die die Tierhaltung an den menschenverursachten Treibhausgasen hat. Selbst wenn diese Zahl zu hoch angesetzt sein sollte und die Wahrheit in der Mitte irgendwo liegt, ist der Anteil immens.

 

Wie siehst du die Chancen, dass sich die Gesellschaft in die Richtung bewegt, die du dir wünschst?

Jakob Roloff: Um den Klimawandel aufzuhalten, müssten wir alle vegan leben, dürften also gar keine Tierprodukte essen. Es reicht auch nicht aus, Vegetarier zu sein, also nur das Fleisch wegzulassen, denn für Milchprodukte werden Unmengen von Kühen gehalten, und Wiederkäuer haben den größten Anteil an den Treibhausgasen aus Tierhaltung. Leider sind wir weit davon entfernt. Dabei können wir die Entscheidung, keine Tierprodukte zu essen, für uns selbst treffen, und so den Klimaschutz in die eigene Hand nehmen. Ich selbst war zwei, drei Jahre Vegetarier, bis ich vor etwa einem Jahr auf vegane Ernährung umgestiegen bin.

 

Wie kompliziert ist es, voll ständig auf Tierprodukte zu verzichten?

Jakob Roloff: Blöd war es, als ich noch zur Schule gegangen bin, denn in der Schulmensa gibt es kein veganes Angebot, außer Salat. Ansonsten ist vegan zu leben hier in Deutschland überhaupt kein Problem. Fast alles, was wir tagtäglich essen, ist von Natur aus vegan. Man muss sich auch keine Sorgen um die Gesundheit machen, denn eine ausgewogene rein pflanzliche Ernährung versorgt den Körper mit allen Nährstoffen, die er braucht, außer mit Vitamin B12. Dieses muss man unbedingt supplementieren, allerdings nur, weil die Nutztiere mit B12 angereichertes Futter bekommen, sonst würden auch Tierprodukte kein B12 enthalten.

 

Engagierst du dich über deinen privaten Lebensstil hinaus für den Klimaschutz?

Jakob Roloff: Ja. In der Schule, am Grimmelshausen-Gymnasium habe ich gemeinsam mit Freunden die Umwelt AG gegründet, die auch heute noch aktiv ist und mit der ich auch noch in Kontakt bin. Seit Januar unterstütze ich die „Fridays for Future“-Bewegung. Allerdings beteilige ich mich nicht am Schulstreik. Als BFDler betreue ich einen zehnjährigen schwerstbehinderten Jungen, der sonst freitags morgens nicht alleine in die Schule gehen könnte. Außerdem halte ich Vorträge, zum Beispiel informiere ich am 6. Mai um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in der Poststraße 16 darüber, wie wir durch nachhaltige Ernährung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.